Pater Giuseppe Girotti

01. April: Der Wochenheilige Pater Giuseppe Girotti OP



01. April: Der Wochenheilige Der selige Giuseppe Girotti OP

Im April 1945 wurden nach und nach die auf deutschem Boden befindlichen Konzentrationslager befreit; dabei boten sich Bilder unsagbaren Grauens. Im Konzentrationslager Dachau entdeckten amerikanische Truppen am 29. April zwei riesige Leichenberge, etwa viertausend Menschen. Auf einem Gleis standen 40 verriegelte Güterwaggons, darin etwa zweitausend Menschen aus dem eilig evakuierten Konzentrationslager Buchenwald, die in den Wagen elend verhungert und verdurstet waren. Überall im Lager lagen Tote; über allem hing ein beißender Leichengeruch. „Ich bin niemals imstande gewesen, die Gefühle zu schildern, die mich überkamen, als ich zum ersten Mal ein so unbeschreibliches Zeugnis für die Unmenschlichkeit der Nazis vor Augen hatte ... Nichts hat mich so erschüttert wie dieser Anblick“, kommentierte der amerikanische General und spätere Präsident Dwight D. Eisenhower die Situation in Dachau. Unter den vielen Leichnamen im Lager war auch der des Märtyrers Giuseppe Girotti, dessen Gedenktag die Kirche am 1. April feiert. Ein wichtiger Zeuge für seinen Seligsprechungsprozess war der damals 26-jährige italienische Priester Angelo Dalmasso, der die Hölle von Dachau überlebte.
Giuseppe Girotti wurde am 19. April 1905 im norditalienischen Alba geboren und trat bereits mit 13 Jahren in das Seminar des Dominikanerordens ein, wo er 1923 die Profess ablegte und 1930 die Priesterweihe empfing. Nach dem Theologiestudium in Turin spezialisierte er sich am „Angelicum“ in Rom und an der „Ecole biblique“ in Jerusalem in Bibelwissenschaften und wurde zu einem brillanten Exegeten, dessen Arbeiten zum Hohelied und zum Propheten Jesaja auch beim Heiligen Stuhl Anerkennung fanden. Durch seinen Aufenthalt in Jerusalem und seine alttestamentlichen Forschungen entwickelte er eine besonders intensive und liebevolle Beziehung zur jüdischen Religion und Kultur. Er bezeichnete die Juden als „unsere älteren Brüder“ – lange bevor Papst Johannes Paul II. diesen Ausdruck in den kirchlichen Sprachgebrauch einführte.
Diese Haltung hatte zwei Folgen: Einerseits geriet er unter den Verdacht, ein Anhänger des von Papst Pius X. verurteilten Modernismus zu sein. Daher wurde er aus dem Seminar, an dem er bislang gelehrt hatte, entfernt und in einen anderen Konvent versetzt, wo er sich zunächst ganz dem Studium des Propheten Jeremia widmete, bis er für die Consolata-Missionsschwestern die Lehrtätigkeit wieder aufnehmen konnte.
Andererseits half er während der Zeit der deutschen Besatzung ab 1943 aktiv den verfolgten Juden, indem er zum Zentrum eines Netzwerks wurde, das Juden zur Flucht verhalf oder sie in Verstecken unterbrachte.
Als diese Aktivität im August 1944 aufgedeckt wurde, wurde Pater Girotti verhaftet und zunächst in Turin und dann in Bozen inhaftiert. Hier traf er auf den jungen Priester Angelo Dalmasso, der in einem abgelegenen Tal die Weihnachtsmesse für Partisanen gefeiert hatte und daraufhin festgenommen worden war. Zusammen mit weiteren 70 Personen wurden sie in einem Güterwaggon nach Dachau transportiert. Dalmasso erinnert sich, dass Pater Girotti die verängstigten Menschen zum Gebet anhielt, besonders zum Gebet des Rosenkranzes. Als sie im Lager ankamen und der entwürdigenden Prozedur der Desinfektion unterzogen wurden, sagte Pater Girotti mit Blick auf den Kreuzweg: „Wir sind an der zehnten Station!“. Sie wurden in der überfüllten Priesterbaracke untergebracht. Hunger, Grausamkeit, Schmutz und Krankheiten zehrten an ihnen. Pater Girotti magerte bis aufs Skelett ab, erkrankte an Typhus und wurde schließlich in das Krankenrevier verlegt, wo er mit letzter Kraft bis zum Schluss die Beichte von Mitgefangenen hörte, die Absolution erteilte und Trost spendete. Er starb am Ostersonntag, dem 1. April 1945. Neben seine leere Pritsche schrieb jemand: „Hier lag der heilige Giuseppe Girotti.“ Da das Krematorium nicht mehr in Betrieb war, endete Girottis Leichnam auf einem der Menschenhaufen.
50 Jahre nach seinem Tod erhielt Giuseppe Girotti vom Staat Israel den Ehrentitel „Gerechter unter den Völkern“. Am 26. April 2014 ließ Papst Franziskus ihn in seiner Heimatstadt Alba seligsprechen.

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