Antisemitismus und die Popularmusik,
Bild. Internationalen Auschwitz Komitee |
Kaum ist es um Xavier Naidoo und seine
BRD-GmbH-Verschwörungstheorien etwas ruhiger geworden, macht Lisa Fitz nun das
besagte nächste Fass auf: "Ich sehe das, was du nicht sehen willst / weil du blind
bist - und lieber shoppst und chillst", heißt es in der ersten Strophe ihres neuen Songs.
In den 18 folgenden erklärt sie dann, was man gemeinhin als die "Neue Weltordnung"-Verschwörungstheorie kennt. Ganzer Text / So
weit so schlimm.
Mit dem
(Finanz-)Kapitalismus geraten auch dessen Akteure und Profiteure in die Kritik:
Kapitalisten, Spekulanten, Manager, Reiche. Die Kritisierten wehren sich nach
Kräften. Der "Wirtschaftsweise" und Präsident des Ifo-Instituts,
Hans-Werner Sinn, verstieg sich gar dazu, die Manager von heute mit den Juden
nach der Weltwirtschaftskrise 1929 zu vergleichen - als "Sündenböcke"
verantwortlich gemacht für die Krise, die doch durch einen
"Systemfehler" ausgelöst worden sei. Dass die Unmenschlichkeit des
"Systems" nicht aus der Bosheit der Kapitalisten resultiert, dass das
Kapital ein "gesellschaftliches Verhältnis" ist, dem auch die
Kapitalisten unterworfen sind, wissen wir von Marx. Der schreckte aber zugleich
auch nicht davor zurück, besonders "böse" Kapitalisten an den Pranger
zu stellen.
Die Nerven liegen blank,
nicht nur bei Hans-Werner Sinn. Kaum hatte der sich für seine "Beleidigung
der Opfer" (Stephan Kramer, Generalsekretär des Zentralrats der Juden in
Deutschland) entschuldigt, legte ein christdemokratischer Spitzenpolitiker
nach: Der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff fand es passend,
in einer Talkshow von "Pogromstimmung" gegen Manager zu sprechen.
Auch in diesem Fall folgte auf heftige Kritik und Rücktrittsforderungen eine öffentliche Entschuldigung.
Wer mal ein Stündchen Zeit übrig hat, dem sei
dieser Vortrag von Stephan Grigat ans Herz gelegt. Er zeigt ziemlich deutlich
auf, warum auch die Kapitalismuskritik vieler Linker anfällig ist für antisemitische
Ressentiments. Die Unterscheidung zwischen raffendem und schaffendem Kapital
kann nicht Teil einer emanzipatorischen Kritik an den Verhältnissen sein.
Schon Karl Marx war klar, dass die scheinbare
Wertschöpfung in der Geldzirkulation einen „Angriffspunkt einer
oberflächlichen Kritik“ darstellt. Auch wenn viele Betonlinke und
Anti-Imperialist*innen sich auf seine Analyse beziehen, so übersehen sie doch,
dass eine personalisierte Kritik an den Spekulant*innen, „Banksters“ und
„Heuschrecken“ viel zu kurz ja völlig falsch ist. Viel mehr sollte es doch darum gehen, die
kapitalistische Produktionsweise in ihrer Gesamtheit zu kritisieren. Das Geld,
mit dem diese Menschen hantieren, stammt nämlich letztendlich auch aus Mehrwert
– entstand also durch Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft, indem Wert
geschöpft wurde, der dem Eigentümer der Produktionsmittel als Profit erscheint.
Wenn man den Kapitalismus kritisieren möchte,
kann man seine Komplexität und Widersprüchlichkeit nicht vernachlässigen. Die
oberflächliche Kritik an der Zirkulations-Sphäre („Zins-Kritik“ usw.)
suggeriert, das Problem liege an der Raffgier der dort handelnden Individuen.
Die Kritikwürdigkeit wird hierbei also nicht in der krisenhaften
Widersprüchlichkeit dieser Produktionsweise vermutet, sondern in der
vermeintlichen Unmenschlichkeit raffgieriger Spekulant*innen. Diesen werden die
fleißigen Arbeitnehmer*innen aus der Produktion entgegen gestellt, die ja
tatsächlich Wert schöpften. Dass die eigene Ausbeutung und die Schaffung von
Mehrwert überhaupt erst die Voraussetzung bildet für die immanent notwendige
kapitalistische Zirkulations-Sphäre, wird gar nicht in Betracht gezogen. Die Arbeiter und die Arbeiterinnen sind an den Kapitalismus mit beteiligt, ohne sie gebe es keine kapitalistsiche Gesellschaft des Mehrwerts.
Die Arbeit, ist darwinistisch und ausbeuterisch, sie entfremdet den Menschen [ob - Reich oder Arm] vom menschlichen 'Ist und Ich Wert'. Erst wenn der arbeitende Mensch, die Arbeit selbst, als entfremdente Wirklichkeit (Negation) begreift, ist eine Emanzipation [auch aus Abhängigkeiten] daraus möglich. Weniger schwere Arbeit ist mehr Selbstbestimmtes Leben. Weiter Info:
Die Arbeit, ist darwinistisch und ausbeuterisch, sie entfremdet den Menschen [ob - Reich oder Arm] vom menschlichen 'Ist und Ich Wert'. Erst wenn der arbeitende Mensch, die Arbeit selbst, als entfremdente Wirklichkeit (Negation) begreift, ist eine Emanzipation [auch aus Abhängigkeiten] daraus möglich. Weniger schwere Arbeit ist mehr Selbstbestimmtes Leben. Weiter Info:
Musik und Antisemitismus findet nach Lisa Fitz
und Xavier Naidoo‘s judenfeindlichen Wutlied seine Fortsetzung in der Propagierung
des rassistischen und sexistischen Vernichtungsantisemitismus durch das deutsche Sprechgesangspaar Kollegah &
Farin Bang. Siehe: Album und Bonus Song 0815 als neue Form des deutschen Volksliedes, sehr populär und Volksgemeinschaftlich.
„Echo“-Teilnahme von Kollegah/Farin Bang: Schlag ins
Gesicht der Überlebenden von Auschwitz.
Die
ausgerechnet nach Überprüfung durch einen sogenannten Ethikrat sanktionierte
Teilnahme des Rapperduos Kollegah/Farin Bang an der Verleihung des Deutschen
Musikpreises "Echo" ist für alle Überlebenden des Holocaust ein
Schlag ins Gesicht und ein für Deutschland beschämender Vorgang. Die
Überlebenden empfinden die Tatsache, dass in dem Land, das ihnen und ihren
Familien nicht nur in Auschwitz unbeschreibliche Schmerzen und körperliches und
seelisches Leid zugefügt hat, bei der Verleihung des "Deutschen"
Musikpreises Menschen auf der Bühne agieren dürfen und ausgezeichnet werden
sollen, die sich über dieses Leid lächerlich machen, wie einen immensen
Vertrauensbruch: Geschäftsinteressen zerstören wieder entstandene Nähe,
gewachsenes Vertrauen und die historische Verantwortung.
Hierzu
betonte während eines Aufenthalts in der Gedenkstätte Auschwitz Christoph
Heubner, der Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees:
"Am 12. April wird nicht nur der Deutsche Musikpreis Echo verliehen sondern auch weltweit der Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust begangen: In Auschwitz ziehen mehr als 10 000 jüdische und nicht-jüdische Jugendliche aus der ganzen Welt vom Stammlager Auschwitz zum Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Sie werden begleitet von Überlebenden des Lagers und vom polnischen und israelischen Staatspräsidenten. Zu den Jugendlichen, die am "March of the Living" teilnehmen, gehören auch deutsche Auszubildende von Volkswagen und Audi, die gemeinsam mit polnischen Berufsschülern für zwei Wochen beim Erhalt der Gedenkstätte mitarbeiten und so der in Auschwitz gequälten und ermordeten Menschen gedenken und sich dem weltweiten Antisemitismus
entgegenstellen wollen.
In diesem Zusammenhang und gerade an diesem Tag mutet der deutsche Beitrag zum Gedenken, so wie er sich beim Echo widerspiegelt, mehr als makaber an. Die Entscheidung des Ethikrates und der beteiligten Verantwortlichen bezüglich der Teilnahme des Duos Kollegah/Farin Bang ist schäbig, feige und falsch und leistet mit ihrer Tragweite und öffentlichen Wahrnehmung Antisemitismus und Rechtsextremismus Vorschub. Sie wird den Echo auf Dauer beschädigen. Es bleibt nur zu hoffen, dass die Besucher der Veranstaltung beim Auftritt des Duos laut und deutlich dokumentieren, dass ihre Loyalität und ihr Mitgefühl den Überlebenden von Auschwitz gehören. Und den Sängern bleibt immer noch Zeit und Gelegenheit vor der deutschen Öffentlichkeit Worte der Entschuldigung zu finden, die ehrlich gemeint sind und von Herzen kommen." Text / Video [Aber sie werden nicht kommen, man ist mit antisemitischen Stimmungen und Hassliedern schon längst wieder Mehrheitsfähig geworden. Der Populismus macht es denn Akteuren leicht solche Stimmungen zu betonnen und entschuldigten -denn Hassenden und Mordaufrufer mit den gängigen Slogan war doch nicht so gemeint, oder wo bleibt die Meinungsfreiheit, oder was ist daran antisemitisch, rassistisch, oder sexistisch, dieser Text ist aus den Kontext gerissen. usw. usw. Es darf also davon ausgegangen werden das ihre viele Fäns sie weiterhin unterstützen werden.] Campino von den Toten Hosen und Charlotte Knobloch stellen sich sich gegen die antisemitische Bande
"Am 12. April wird nicht nur der Deutsche Musikpreis Echo verliehen sondern auch weltweit der Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust begangen: In Auschwitz ziehen mehr als 10 000 jüdische und nicht-jüdische Jugendliche aus der ganzen Welt vom Stammlager Auschwitz zum Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Sie werden begleitet von Überlebenden des Lagers und vom polnischen und israelischen Staatspräsidenten. Zu den Jugendlichen, die am "March of the Living" teilnehmen, gehören auch deutsche Auszubildende von Volkswagen und Audi, die gemeinsam mit polnischen Berufsschülern für zwei Wochen beim Erhalt der Gedenkstätte mitarbeiten und so der in Auschwitz gequälten und ermordeten Menschen gedenken und sich dem weltweiten Antisemitismus
entgegenstellen wollen.
In diesem Zusammenhang und gerade an diesem Tag mutet der deutsche Beitrag zum Gedenken, so wie er sich beim Echo widerspiegelt, mehr als makaber an. Die Entscheidung des Ethikrates und der beteiligten Verantwortlichen bezüglich der Teilnahme des Duos Kollegah/Farin Bang ist schäbig, feige und falsch und leistet mit ihrer Tragweite und öffentlichen Wahrnehmung Antisemitismus und Rechtsextremismus Vorschub. Sie wird den Echo auf Dauer beschädigen. Es bleibt nur zu hoffen, dass die Besucher der Veranstaltung beim Auftritt des Duos laut und deutlich dokumentieren, dass ihre Loyalität und ihr Mitgefühl den Überlebenden von Auschwitz gehören. Und den Sängern bleibt immer noch Zeit und Gelegenheit vor der deutschen Öffentlichkeit Worte der Entschuldigung zu finden, die ehrlich gemeint sind und von Herzen kommen." Text / Video [Aber sie werden nicht kommen, man ist mit antisemitischen Stimmungen und Hassliedern schon längst wieder Mehrheitsfähig geworden. Der Populismus macht es denn Akteuren leicht solche Stimmungen zu betonnen und entschuldigten -denn Hassenden und Mordaufrufer mit den gängigen Slogan war doch nicht so gemeint, oder wo bleibt die Meinungsfreiheit, oder was ist daran antisemitisch, rassistisch, oder sexistisch, dieser Text ist aus den Kontext gerissen. usw. usw. Es darf also davon ausgegangen werden das ihre viele Fäns sie weiterhin unterstützen werden.] Campino von den Toten Hosen und Charlotte Knobloch stellen sich sich gegen die antisemitische Bande
Anm. Den Echo – Preis wird es nicht mehr vergeben
Stoppt Lisa Fritz, Xavier Naidoo und Kollegah &
Farin Bang / Gegen jeden Antisemitismus, Rassismus und Sexismus! / Solidarität mit Israel, Migranten, Frauen und den Juden. Für ein Selbstbestimmtes Leben!
Anhang: Theodor W. Adorno: Erziehung nach Auschwitz / http://homepage.univie.ac.at/martin.steger/ho_adorno.pdf
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